Das Projekt
Als wir im Zuge unserer Recherchearbeiten die Laborschule und das Oberstufenkolleg in Bielefeld besuchten, war die Überraschung groß: Keine abgeschlossenen Klassenräume, offene Lernfelder und ein Verständnis von Unterricht, das uns bisher unbekannt war. Alle waren sehr engagiert, wir trafen Schüler:innen und Lehrende, die stolz ihre Schule beschrieben. Jedoch zeigten sich auch Probleme, ähnlich wie sie die Großraumlösungen der Bürowelten der 70 er Jahre hatten. Akustik, Organisation und Zuweisungsprobleme von Funktionsbereichen haben über die Jahre ihre räumlichen Spuren im Haus und bei den Nutzenden hinterlassen. Aber die Idee, die hinter den Versuchsschulen steckt, begeistert und bleibt bis heute leider eine der wenigen Ausnahmen räumlichen Umdenkens im deutschen Schulbau der letzten Dekaden.
Ein Blick über die Grenzen zeigte sehr schnell, dass offenere räumliche Lösungen im Schulbau andernorts vermehrt praktiziert wurden und werden. Bei den Großraumlösungen zeigen sich Parallelen zum Bürobau, wovon besonders in den 70 er Jahren viele Beispiele erstellt wurden. Im Gegensatz zum Schulbau wurden die typologischen Weiterentwicklungen in der Arbeitswelt allerdings schneller vorangetragen, während im Schulbau eine Rückbesinnung auf das frontal ausgerichtete Klassenzimmer einsetzte. Die Großraumbüros wurden weiter ausdifferenziert, um verschiedenen räumlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, die sowohl Rückzugsbereiche wie auch kommunikative Zonen berücksichtigten.
Neben dieser klassischen Recherche haben wir uns am Beispiel der Maria-Montessori-Gesamtschule in Aachen ein Bild davon gemacht, wie Schulalltag stattfindet. Als Instrumente unserer Untersuchungen haben wir Lehrer:innen- und Schüler:innenbefragungen durchgeführt, um Unterrichtsmethodik und Lernsituationen in Bezug auf die räumlichen Gegebenheiten bewerten zu können. Neben der Befragung wurde ein Schultag einer siebten Klasse dokumentiert. Dabei wurde festgehalten, wie sich Schüler:innen über den gesamten Tag hinweg durch die Schule bewegen und wo sie sich zum Lernen aufhalten. In den folgenden Diagrammen sind diese Analyseschritte dargestellt.
Es zeigte sich deutlich, dass das Klassenzimmer als zentraler Ort genutzt wird, an dem Informationen immer wieder zusammengetragen und abgeglichen werden und dass sich die Schüler:innen zwischenzeitlich jedoch über das gesamte Schulgelände ausbreiten, um an ihren Projekten zu arbeiten. Zudem stellte sich heraus, dass es eine Vielzahl von unterschiedlichen Lernsituationen und Gruppengrößen gibt, die sehr unterschiedliche räumliche Anforderungen nach sich ziehen und denen ein frontal ausgerichtetes Klassenzimmer häufig im Wege steht.