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Das offene Klassenzimmer

Unser Schwerpunkt auf die Projektierung von Schulbau geht auf die Forschungsarbeit „Das offene Klassenzimmer“ von Prof. Frank Hausmann und Florence Verspay im Jahr 2005 zurück. In der Forschungsarbeit wurden die Anforderungen an Lernraum auf Grundlage veränderter pädagogischer Konzepte untersucht.

Die anhaltenden Diskussionen über die fehlende Bildungsqualität in Deutschlands Schulen waren Anstoß zu unserer Forschungsarbeit. PISA, OECD und andere Studien bestätigten die Dringlichkeit der Änderungen in der Schulausbildung von Deutschlands Kindern und Jugendlichen. Die Architektur spielte allerdings – anders als in den sechziger Jahren – vorerst keine Rolle in der Debatte. Allmählich setzt diesbezüglich ein Umdenken ein und eine Betrachtung der räumlichen Anforderungen von Schulen erfährt ein größeres Interesse.

Aktuelle pädagogische Konzepte schreiben dem selbstständigen Arbeiten der Schüler:innen einen immer höheren Stellenwert zu. Sie forcieren individuelle Förderung und proklamieren einen klassen- und altersübergreifenden Unterricht. Der Wandel der Lehr- und Lernkonzepte und der damit verbundene Ausbau der Ganztagsschulen erfordern ein spezifisches räumliches Angebot. Bei der Gestaltung des ganztägigen Unterrichts müssen Aspekte wie Freizeit, Bewegung, Entspannung und Ruhe Bestandteil des Schulalltags werden.

Schule entwickeln

Bearbeitung

Prof. Frank Hausmann, Florence Verspay

Bearbeitungszeit

2005

Studienart

Forschungsprojekt

Broschüre „Das offene Klassenzimmer“

Projektdaten

Bearbeitung

Prof. Frank Hausmann, Florence Verspay

Bearbeitungszeit

2005

Studienart

Forschungsprojekt

Broschüre „Das offene Klassenzimmer“

Das Projekt

Als wir im Zuge unserer Recherchearbeiten die Laborschule und das Oberstufenkolleg in Bielefeld besuchten, war die Überraschung groß: Keine abgeschlossenen Klassenräume, offene Lernfelder und ein Verständnis von Unterricht, das uns bisher unbekannt war. Alle waren sehr engagiert, wir trafen Schüler:innen und Lehrende, die stolz ihre Schule beschrieben. Jedoch zeigten sich auch Probleme, ähnlich wie sie die Großraumlösungen der Bürowelten der 70 er Jahre hatten. Akustik, Organisation und Zuweisungsprobleme von Funktionsbereichen haben über die Jahre ihre räumlichen Spuren im Haus und bei den Nutzenden hinterlassen. Aber die Idee, die hinter den Versuchsschulen steckt, begeistert und bleibt bis heute leider eine der wenigen Ausnahmen räumlichen Umdenkens im deutschen Schulbau der letzten Dekaden.

Ein Blick über die Grenzen zeigte sehr schnell, dass offenere räumliche Lösungen im Schulbau andernorts vermehrt praktiziert wurden und werden. Bei den Großraumlösungen zeigen sich Parallelen zum Bürobau, wovon besonders in den 70 er Jahren viele Beispiele erstellt wurden. Im Gegensatz zum Schulbau wurden die typologischen Weiterentwicklungen in der Arbeitswelt allerdings schneller vorangetragen, während im Schulbau eine Rückbesinnung auf das frontal ausgerichtete Klassenzimmer einsetzte. Die Großraumbüros wurden weiter ausdifferenziert, um verschiedenen räumlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, die sowohl Rückzugsbereiche wie auch kommunikative Zonen berücksichtigten.

Neben dieser klassischen Recherche haben wir uns am Beispiel der Maria-Montessori-Gesamtschule in Aachen ein Bild davon gemacht, wie Schulalltag stattfindet. Als Instrumente unserer Untersuchungen haben wir Lehrer:innen- und Schüler:innenbefragungen durchgeführt, um Unterrichtsmethodik und Lernsituationen in Bezug auf die räumlichen Gegebenheiten bewerten zu können. Neben der Befragung wurde ein Schultag einer siebten Klasse dokumentiert. Dabei wurde festgehalten, wie sich Schüler:innen über den gesamten Tag hinweg durch die Schule bewegen und wo sie sich zum Lernen aufhalten. In den folgenden Diagrammen sind diese Analyseschritte dargestellt.

Es zeigte sich deutlich, dass das Klassenzimmer als zentraler Ort genutzt wird, an dem Informationen immer wieder zusammengetragen und abgeglichen werden und dass sich die Schüler:innen zwischenzeitlich jedoch über das gesamte Schulgelände ausbreiten, um an ihren Projekten zu arbeiten. Zudem stellte sich heraus, dass es eine Vielzahl von unterschiedlichen Lernsituationen und Gruppengrößen gibt, die sehr unterschiedliche räumliche Anforderungen nach sich ziehen und denen ein frontal ausgerichtetes Klassenzimmer häufig im Wege steht.

Forschungsthese

Die Forderung der Pädagogik nach mehr selbständiger Arbeit und mehr individueller Förderung erfordert eine neue Definition und Organisation von Information, Wissensvermittlung, Experiment und Austausch.

Letztlich basieren die neuen pädagogischen Konzepte auf einer neuen Kommunikationsstruktur. Als Ansätze einer räumlichen Unterstützung dieser vielschichtigen Kommunikationsstruktur wurden folgende Diagramme entwickelt. Sie zeigen die veränderte Positionierung von Pädagog:innen und Schüler:innen und die Positionierung von Informationen. Dabei sind zunächst oben links Situationen dargestellt, wie sie häufig praktiziert werden. Demgegenüber sind unten rechts Modelle aufgebaut, die eine zugänglichere Positionierung von Informationen und ein neues Rollenverständnis der Akteure abbilden.

Durchführung

Das Forschungsprojekt wurde 2005 von Prof. Dipl.-Ing. Frank Hausmann und von Florence Verspay (Pfaff) am Lehrgebiet Entwerfen, Gebäudelehre und CAAD am Fachbereich Architektur durchgeführt. Diese Arbeit stellt eine wichtige Grundlage für die Projektierung von Schulen in unserem Büro dar.

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